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Erreichbar, kompetent und auskunftsfreudig: Was Journalisten von Pressestellen erwarten

Pressestellen sollen ihre Unternehmen gegenüber Medien und Öffentlichkeit vertreten. Gleichzeitig sind sie erster Ansprechpartner für recherchierende Journalisten. Ein Balanceakt, der nicht immer gelingt, ist die Erfahrung von Matthias Roeser, seit zwanzig Jahren Fachjournalist für Verkehr und Logistik und mehrere Jahre Pressesprecher eines internationalen Bahn- und Busunternehmens. Was ihn besonders ärgert, erzählte er unseren Bloggerinnen Heike und Astrid.

Matthias, du bist seit 20 Jahren im Verkehrs- und Logistikjournalismus aktiv, warst aber auch vier Jahre auf der „anderen Seite“ als Pressesprecher tätig. Was wünschst du dir von einer Pressestelle, und was kann sie falsch machen?

Das wichtigste ist, dass sie erreichbar ist. Das Rad dreht sich immer schneller, und wenn schon um 15 Uhr niemand mehr erreichbar ist, darf man sich nachher über Sätze wie „bei XY war für eine Stellungnahme niemand erreichbar“ nicht wundern. Solange die klassischen Medien auf Redaktionsschlüsse am Abend hinarbeiten, sollten Presseansprechpartner zu den Arbeitszeiten der Redaktionen erreichbar sein. Am wichtigsten ist immer noch die telefonische Erreichbarkeit, erst an zweiter Stelle steht E-Mail. Mit den sozialen Medien hat sich die Schlagzahl leider noch einmal erhöht. Da müsste man eigentlich rund um die Uhr aufpassen.


Wann sollte denn eine Pressestelle mindestens parat sein?

Aus meiner eigenen Erfahrung als Pressesprecher kann ich berichten, dass die Anrufe von Journalisten meistens gegen 12 Uhr einsetzen – also nach den Redaktionskonferenzen – und erst nach 18 Uhr deutlich abnehmen. Aber es gab auch immer wieder Fälle, wo jemand kurz vor der Tagesschau angerufen hat. Das waren natürlich die Fälle, wo die Hütte wirklich gebrannt hat.


Das klingt so, als ob Mütter in Teilzeit für Pressestellen nicht in Frage kommen...

Keineswegs. Dank Smartphone können Telefonate und E-Mails heute auch mobil erledigt werden. Ich gebe zu: Das relativiert den Begriff „Teilzeit“. Aber der Punkt ist: Beim heutigen Aktualitäts- und Zeitdruck können es sich die wenigsten Journalisten leisten, auf eine Antwort bis zum nächsten Tag zu warten. Prädestiniert für Pressestellen sind in der Tat Menschen, die lieber spät aufstehen und dafür länger abends arbeiten. Ich selbst gehe damit ganz offen um: Ich bin nicht Journalist geworden, um früh aufstehen zu müssen.


Was ist aus Deiner Sicht als Journalist absolutes No-Go bei einer Pressestelle?

Wenn ich nur eine offensichtlich fachunkundige Person ans Telefon kriege, die mir selbst bei einer simplen Faktenfrage sagt: „Bitte schicken Sie uns eine E-Mail.“ Vom Zeitaufwand für die Mail einmal abgesehen fehlt mir damit jegliche Rückmeldung, wann ich ungefähr mit der Antwort rechnen kann. Eine kompetente Pressestelle sollte mindestens in der Lage sein, schon beim Erstkontakt die für eine Antwort benötigte Zeit abzuschätzen. Die ideale Pressestelle kann natürlich auch komplizierteste Fragen aus dem Stand beantworten.

Nervt Journalisten besonders: Wenn Pressestellen im Schneckentempo arbeiten

Ist es wirklich so schlimm, wenn eine Pressestelle nicht so funktioniert, wie es sich die Journalisten wünschen?

Das kommt auf die Perspektive an. Jede größere Organisation – ob Unternehmen oder Behörde – ist ein Sieb mit vielen Löchern. Wenn Journalisten auf dem offiziellen Weg nicht an die gewünschten Informationen gelangen, nehmen sie den Umweg über Mitarbeiter außerhalb der Kommunikationsabteilung. Der eine kennt diesen, der andere jenen. Im schlechtesten Fall erzählen die Mitarbeiter unterschiedliche Dinge. Für Journalisten ist das toll, weil sie dann noch besser in den Wunden rumstochern können, aber aus Unternehmenssicht ist das natürlich der GAU.

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